Arena Digital Messestandentwurf 01
Arena Digital Messestandentwurf 01

Veränderte Messepräsenz als Reaktion auf digitale Medien

Neben der Sichtbarkeit in lokalen Geschäften geht es bei der Arena Digital des Forum Zukunft auch um eine Präsentationsmöglichkeit dieser Medien im Rahmen von Buchmessen. Da ich die Framework Agreement of Work von jovoto (siehe hier: http://www.jovoto.com/information/license-agreement-sample/) nur als unverschämt bezeichnen kann, sehe ich davon ab mich über so eine Plattform zu beteiligen. Was mich nicht davon abhält mir trotzdem Gedanken über den Themenkomplex „Digitale Medien auf einer Buchmesse“ zu machen.

Buchmesse B2B oder B2C? Wer ist der Kunde?

Eine Buchmesse kann völlig verschiedene Zielgruppen ansprechen und dementsprechend verändern sich auch die Anforderungen an einen Messestand drastisch. Hinzu kommt, die sich unterscheidende Wahrnehmung, wer denn überhaupt der Kunde eines Verlags ist: Der Print-Verleger verkauft Bücher an Grossisten und Buchhändler, während der E-Book-Verleger E-Books an Leser verkauft.

Wer einmal die Räumlichkeiten des Literary Agents & Scouts Centre auf der Frankfurter Buchmesse besucht hat, wird sehen, dass es auch völlig ohne pompöse Messestände möglich ist, Buchrechte zu handeln. Viele der kleineren Verlage auf der Frankfurter Buchmesse nehmen mit den praktisch ungestalteten weißen Messeboxen vorlieb, stellen reihenweise Bücher ins Regal und hängen 2-3 Poster/Banner auf und fertig ist der Messestand. Ich wage mal die steile These das die Kaffeeversorgung auf dem Messestand einer B2B Messe wichtiger ist um gute Gespräche zu führen und Geschäfte abzuschließen als ein großer Messestand.

Eine funktionierende Kaffeemaschine ist das wichtigste Tool auf einer Buchmesse

Die Digitalisierung der Buchbranche war bisher fast ausschließlich sichtbar in Form von iPads, die von den Lektorinnen als Notizblock verwendet werden während der Besprechungen. Digital werden Bücher dort kaum präsentiert, selbst, wenn man danach fragt wird normalerweise auf das Printprodukt verwiesen und auf das E-Book oder die App kann auf der Messe nicht zugegriffen werden. Für eine B2B Messe (als die ich die Frankfurter Buchmesse wahrnehme – Freitag am Mittag brechen viele der Lektoren/Programmverantwortlichen auf und verlassen die Messe und überlassen Messehostessen und der PR-Abteilung den Messestand) ist das digitale Produkt auch nicht wichtig, da es hier vordergründig um die Geschäfte zwischen Verlagen und Buchhändlern/Grossisten geht und für die ist das E-Book bisher ein Nebenschauplatz. Die Verlage schließen nicht auf der Buchmesse einen Deal mit Amazon, Apple, oder der Tolinoallianz ab, der traditionelle Vertriebsweg der Buchbranche lässt sich nicht 1:1 auf das E-Book übertragen.

Der Buchmessestand der Zukunft

Auf Buchmessen, die ihren Fokus auf B2C legen, sieht das erwartungsgemäß anders aus, hier könnte man E-Books direkt an den Leser bringen, aber wer dieses Jahr in Leipzig war (als Beispiel) wird gesehen haben, dass auch dort fast ausschließlich gedruckte Bücher präsentiert wurden. Nun habe ich mir einmal Gedanken über eine Produktpräsentation auf B2C Buchmessen gemacht und mir vorgestellt wie ein Gemeinschaftsstand von jungen „Digital Verlagen“ aussehen müsste um mich als Verleger zu reizen meinen Verlag dort zu präsentieren.

Arena Digital Messestandentwurf 01
Arena Digital Messestandentwurf 01

Dieser Messestand ist sehr einfach aus diversen messebaulichen Standards entworfen und besteht zum Großteil aus leihbaren Elementen und Möbeln und ist damit deutlich weniger komplex in der Realisierung, als typische Messestände auf großen Messen wie der IAA, IFA oder IMM. Die Architektur des Messestands versucht dabei gar nicht erst einen normalen Buchmessestand, mit seinen aufgereihten Buchcovern, nachzubilden, oder das Thema „Buch“ (als Printmedium) aufzugreifen. Die Welt hat sich weiter gedreht und nur noch die konservativsten (im direkten Sinn des Begriffs) Menschen benötigen die (B/K)rücke „Buch“ für die Beschreibung eines E-Books (Warum Buchhüllen für eReader keine Zukunft haben). Die Besucher werden auf drei unterschiedlichen Entfernungen zum Stand angesprochen: auf Distanz per LED-Wand, beim vorbeiflanieren per interaktivem HoloPresenter und auf dem Messestand selber per iPad-Strauch und Sonic Chair.

Arena Digital Messestandentwurf 02
Arena Digital Messestandentwurf 02

Die Inhalte von E-Books müssen präsentiert werden, nicht die Technik

Auf dem Wunschstand meines Verlages soll der Inhalt im Vordergrund stehen, nicht die Technik. Wir müssen zeigen, was es schon alles an originärem Inhalt als E-Books gibt und nicht welche Technik dahinter steht – dafür ist inzwischen auf den Buchmessen genug Raum vorhanden (siehe „Digital Innovation“ oder „Mobile“ Hot Spot). Zum Beispiel haben die Hersteller von Fühlelementbüchern, Stanzen oder Druckereien ihre Stände auch nicht zwischen den Kinderbuchverlagen, sondern einen eigenen Bereich.

Zurück zum konkreten Vorschlag – auf dem Stand befinden sich zusätzlich 3 PARCS Toguna von Bene, um einen Rückzugsort für intensivere Gespräche zu schaffen (Kooperations-/Lizenzverhandlungen oder Gespräche mit Autoren/Illustratoren und der Presse). Weitere Sitzgelegenheiten, in Form von Hockern rund um die iPad-Sträucher herum, erlauben es den Besuchern die E-Books in aller Ruhe auszuprobieren. Für die Multimedialen (enhanced) E-Books stehen die Sonic Chairs zur Verfügung die auch die Möglichkeit bieten Ton/Musik wahrzunehmen mit reduzierten Umgebungsgeräusch und ohne selber die Umgebung mit zu „unterhalten“.

Arena Digital Messestandentwurf 03
Arena Digital Messestandentwurf 03

Eine solche Möglichkeit E-Books von digital Verlagen zu präsentieren sucht man bisher erfolglos auf den diversen großen Buchmessen. Mittlerweile wurden zwar für Selfpublisher Möglichkeiten zur Ausstellung von Büchern (inkl. E-Books seit diesem Jahr) geschaffen, Technologieanbieter haben ihren Raum und herkömmliche kleine Verlage Gemeinschaftsstände, nur für “digital First” – wie es zur Zeit fast ausschließlich bei den kleinen Verlagen zu finden ist – gibt es keinen Ort auf den Messen.

PS: Die verwendete Farbgebung basiert auf den CI Farben der Buchmesse Frankfurt und der Arena Digital.